Passend zum Spooktober kam mit In Sound Mind ein weiteres Indie Horrorspiel auf den Markt, das mit eurem Kopf spielen möchte. Publisher Modus Games und Entwickler We Create Stuff versprechen eine unheimliche Reise mit einer mysteriösen Story rund um einen Psycho-Therapeut, der sich mit den Problemen seiner Patienten auseinandersetzen muss. Dazu sollen frische Ideen für viel Abwechslung sorgen. Ob das wirklich funktioniert hat? Wir klären es im Test.
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Schaut außerdem auch auf unserem Youtube Kanal vorbei und findet in folgendem Video heraus, was In Sound Mind so besonders macht:
Im gesunden Geist
Am Anfang des Spiels begrüßt uns eine eigenartige dämonische Stimme, die wirres Zeug von sich gibt. Die Kamera rotiert über jede Menge Wasser bis wir uns endlich in einem verlassenen Kellerraum wiederfinden. Und los geht’s: Völlig unwissend und verwirrt von dem Anfang machen wir uns mit unserer Spielfigur auf und erkunden den Keller. Überall liegt seltsame säureartige Flüssigkeit auf dem Boden, die uns anscheinend Schaden zufügt. Ein paar Rätsel später und wir können mit dem Aufzug nach oben fahren und in unser Büro wandern. Unterwegs bekommen wir ein paar nette Anrufe vom dämonischen Mann, der uns mit seiner netten Stimme immer mehr Mut zuspricht *hust*.
Ihr merkt es sicherlich schon. Die Story macht am Anfang noch keinen guten Eindruck. Es wird nicht erwähnt wo und wer wir sind, was die Anrufe von der Stimme sollen und was überhaupt das Ziel ist. Etwas desorientiert wandert man also durch die Gänge und mausert sich durchs Spiel.
ABER nach und nach wird alles immer klarer. Ein Ziel wird deutlich und wir erfahren durch Audiokassetten und jede Menge Dokumente wer wir sind und wo wir uns befinden. Wir sind Desmond Wales, ein Psycho-Therapeut, dessen Patienten alle leider keinen so guten Erfolgsweg der Therapie erzielten. Doch woran liegt das? Das gilt es herauszufinden. Mittels Dokumente und Audioaufzeichnungen erfahrt ihr nach und nach mehr über die Patienten. Dazu gehören Beweggründe, Krankheiten und was ihnen widerfahren ist.
Erst nachdem ihr alles über eure Patienten herausgefunden habt, fügt sich das Gesamtbild zusammen. Warum unser guter Desmond zwischendurch mit einer Katze spricht und woher all diese komischen leuchtenden Fässer mit den Chemikalien kommen, gilt es natürlich auch aufzudecken.
Die Handlung beginnt also etwas plump, wird dann aber im weiteren Verlauf des Spiels richtig gut. Stellt es euch vor als würdet ihr viele Puzzlestücke sammeln, die sich dann am Ende zu einem Gesamtbild zusammensetzen.
Apartments voller Schrecken
Das Anfangs erwähnte Gebiet stellt eine Art Hub-Areal dar, in das ihr immer wieder zurückkehrt, nachdem ihr ein Level abgeschlossen habt und mittels neuer Gegenstände neue Wege aufdeckt.
Ihr findet dort aber auch viele versteckte Gegenstände wie Items, die eure Statuswerte (Ausdauer, Lebenspunkte etc) dauerhaft erhöhen oder die ein oder andere Waffe. Ihr solltet euch aber nicht allzu sicher in diesem Gebiet fühlen, denn auch hier gibt es Gefahren, die auf euch lauern.
Außerdem erhaltet ihr hier Zugriff auf die einzelnen Tapes, die euch in den Schrecken der Patienten führen…
Die Tapes spielen verrückt
Habt ihr ein Tape gefunden, müsst ihr dieses in eurem Recorder im Büro laufen lassen. Plötzlich beginnt das Büro zu rattern und dann steht da eine Tür, die euch ins Ungewisse führt. Jedes Tape erzählt die traurige oder grausame Geschichte eines Patienten und stellt euch als Spieler vor viele Herausforderungen.
Gerade die unterschiedlichen Setpieces sind auf die psychisch leidenden Personen zugeschnitten. Im ersten Tape trefft ihr auf Virginias Verstand und findet euch in einem riesigen Supermarkt wieder. Das zweite Tape hingegen verfrachtet euch zu einem Strandareal mit einem gewaltigen Leuchtturm. Das läuft dann so weiter, bis ihr alle Kassetten durchhabt. Für Abwechslung ist also durchaus gesorgt. Spannend sind aber nicht nur die Settings, sondern auch die Ideen, die euch die Entwickler in jedem Level an den Kopf werfen.
Ein ruhiger Spaziergang durch den Supermarkt solltet ihr nämlich nicht erwartet, wir befinden uns hier immerhin in einem Horrorspiel! Natürlich fallen daher auch die Geister der Patienten über euch her und wollen euch in den Abgrund ziehen.
Anmerkung: Die hier verwendeten GIFs repräsentieren nicht die finale Auflösung und FPS. Aufgrund der Dateigröße wurden hier Abstriche in der Qualität der GIFs vernommen.
Um diese nun abzuwehren, werden euch pro Level unterschiedliche Möglichkeiten geboten. Im Falle von Virginia nutzt ihr eine einfache Scherbe. Sie hat nämlich ein Problem sich selbst im Spiegel zu betrachten und durch die Scherbe zwingt ihr sie dazu genau dies zu tun.
Natürlich darf ein gutes Horrorspiel auch nicht ohne Rätsel einlagen daherkommen. Dank der tollen Ideen in In Sound Mind bietet jedes Level andere Rätselmöglichkeiten. Mit der Scherbe könnt ihr euch neue Wege freischneiden und den Geist in im Supermarkt verteilte Spiegel locken. Nebenbei gilt es natürlich Schalterrätsel zu bewältigen oder Sicherungen von A nach B zu bringen.
Ohne zu viel zu verraten, werdet ihr selbstverständlich auch in den folgenden Leveln vor jeweils eigene Aufgaben gestellt, die ihr mit neuen Items lösen müsst. Dadurch bleibt es stets spannend in die kommenden Tapes zu schreiten. Auch die Geister der Patienten sind sehr originell gestaltet und jagen euch auf eine immer andere Art, was dem allgemeinen Nervenkitzel zugutekommt.
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon
Während des Spielverlaufs konnte ich feststellen, dass In Sound Mind zwar im Kern ein Horrorspiel ist, aber durchaus auch auf Elemente aus anderen Genres zurückgreift.
So müssen Spieler sich stellenweise kniffligen Jump and Run Passagen stellen, die gut funktionieren und auch für ein wenig Diversität im Gameplay sorgen.
Manchmal kommt aber auch Humor auf, wenn uns zum Beispiel die Schaufensterpuppen im Supermarkt über eine Barrikade helfen und uns danach mit einem Daumen hoch sagen möchten „Das haben wir doch prima gelöst mein Freund“. Es kommt auch vor, dass die Entwickler andere Horrorspiele etwas auf die Schippe nehmen und sich einen kleinen Witz gegen Klischees aus dem Genre erlauben.
Was für viele Fans sicherlich eine Erlösung sein dürfte ist der Fakt, dass es sich bei In Sound Mind um keinen reinen Hide & Seek Titel handelt. Zwar müsst ihr vor den Hauptgeistern auf eine gewisse Art weglaufen, ihr könnt euch aber auch gegen sie wehren und müsst euch ihnen am Ende sogar in einem aufregenden Bossfight stellen.
Zwischendurch gibt es aber auch andere Wesen, die euch an den Kragen wollen, auch wenn diese im späteren Verlauf keine zu große Bedrohung mehr darstellen. Ihr könnt euch verstecken und schleichen, aber ihnen auch mit einer Waffe ordentlich den Kopf wegpusten. Es ist also nicht so, dass ihr euch die Hälfte der Spielzeit in einem Schrank versteckt. 😉
Der Genremix bringt jedenfalls sehr viel frischen Wind mit ins Spiel und wurde auch nicht zu aufdringlich implementiert. Nach dem vielen Lobgesang gibt es aber auch ein paar Punkte zu meckern…
Zu viele Items verderben die Steuerung?
Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. Grundsätzlich bietet das Spiel jede Menge tolle Ideen, die dank der Vielzahl an Items und Settings umgesetzt werden. Das funktioniert soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht die etwas gewöhnungsbedürftige Steuerung – ich meine wer kam auf die Idee Textdokumente mit Viereck zu schließen und mit Kreis den deutschen Text dazu anzuzeigen? Das ist aber nur das geringste Übel. Die meisten Probleme hatte ich mit dem Inventar Management.
Was in den ersten Leveln noch kein Thema ist, wird hinterher allerdings echt zum Problem, sobald ihr eine gewisse Sammlung an verwendbare Items mit euch rumschleppt. Auf der PlayStation 5 rotiert ihr mit der R1 und L1 Taste durch die Items, könnt aber auch mit der rechten Richtungstaste Symbole einblenden lassen, die ihr dann wiederum mit den Richtungstasten und dem Betätigen der X Taste auswählt. Leider muss man dann hinterher aber immer genauer hingucken, welches Symbol jetzt nochmal welches Item darstellt, was dazu führt, dass man doch lieber 6-mal auf die R1 Taste hämmert, bis man wieder die Spiegelscherbe in der Hand hält. So Lüftungsschacht ist offen, jetzt um die Ecke gucken und oh Mist jetzt brauche ich wieder die Gasmaske… Also wieder 5-mal R1 drücken… Versteht ihr was ich meine?
Hinzukommen einige lästige Ruckler in manchen Passagen auf der PlayStation 5 und das bei einer nicht allzu detailreichen Grafik. Hier müssen die Entwickler noch ein wenig an der Performance feilen.
Klar das ist meckern auf hohem Niveau und ihr kommt auch so gut durchs Spiel, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen. Dafür gibt’s jetzt ein paar schöne Screenshots zum Spiel in folgender Galerie:
Tolle Musikuntermalung
Um nochmal ein paar positive Worte zu In Sound Mind zu verlieren, möchte ich auf die Musik im Spiel zurückkommen. Komponiert mit der Band The Living Tombstone ist hier ein wunderschöner Soundtrack entstanden mit Gänsehaut-Garantie! Ihr schaltet die Schallplatten im Spiel frei nachdem ihr ein Tape geschafft habt und werdet mit tollen Liedern belohnt, die ihr in eurem Büro anhören könnt.
Aber auch so ist die Soundkulisse eine Stärke von In Sound Mind. Diese lässt Spieler immer tiefer in das Geschehen eintauchen und so den ein oder anderen unvergesslichen Moment erleben.
Fazit
In Sound Mind ist eine kleine Indie Perle im Horror Segment, die dieses Jahr erschienen ist und hebt sich deutlich von vielen Genrevertretern ab. Das liegt unter anderem an dem sinnvoll genutzten Genremix als auch an den frischen Ideen, die das Spiel miteinbringt. Auch die verschiedenen kreativen Setpieces sowie eine Handlung, die sich konstant weiter aufbaut und gut ins Geschehen passt, sprechen für In Sound Mind. Lediglich die hakelige Steuerung und die durchwachsene Performance könnte ein Dorn im Auge sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Spiel unspielbar ist. Wer also noch nicht weiß, was er an Halloween zocken möchte, der kann gerne mal einen Besuch bei Desmonds Patienten abstatten.
Wir vergeben daher 8/10 möglichen Spiele-wellen. 🌊