Judgment PS5 im Test

Judgment

Judgment stammt aus dem Yakuza Universum und konnte bereits mit dem initialen Release für die älteren Konsolen die Fans überzeugen. Im Gegensatz zum Runden-basierten Kampfsystem, das man aus dem neusten Yakuza kennt, setzt Judgment weiterhin auf die gute alte Actionkost im Freikampf. Auch wurde ein neuer Hauptcharakter eingeführt, der eher seiner Detektivarbeit nachgeht, anstatt sich um das Gangsterleben zu kümmern. Trotzdem muss er sich aufgrund seiner Berufung ungewollten sowie gefährlichen Situationen stellen kommen und einen damit verbundenen Fall lösen, der einige Wendungen bereithält. 

Wie sich Judgment auf der PS5 schlägt, und was ihr generell vom Spiel erwarten könnt, klärt sich im Test. 

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Auch für Neueinsteiger geeignet 

Wie oben schon kurz angerissen spielt ihr nicht wieder den Gangster Kazuma Kiryu, sondern schlüpft in die Haut von einem anderen Gesellen, der in Judgment eingeführt wird. Takayuki Yagami ist ein Privatdetektiv, der den Problemen seiner Klienten nachgeht und dafür mit einem netten Sümmchen entlohnt wird. Da wir uns aber im äußerst kriminellen Rotlichtviertel Kamurocho befinden, könnt ihr euch sicher vorstellen, dass dort nicht nur die harmlosesten Gestalten umherwandern und der Job so zu einer gefährlichen Herausforderung werden kann. Das bekommt unser Protagonist auch relativ früh im Spiel zu merken – dazu aber später mehr. 

Es ist korrekt, dass das Spiel zwar im Yakuza Universum angesiedelt ist, da wir es hier aber mit einem neuen Hautcharakter zu tun haben, der sich der Detektivarbeit hingibt, kommt damit natürlich auch eine eigenständige Story zustande. Judgment ist also der perfekte Titel für Neueinsteiger, die schon immer mal an der langjährigen Yakuza Reihe interessiert waren, aber aufgrund der Masse an Spielen nie so richtig reinfinden konnten. Und was ihr von der Story des Spiels erwarten könnt, sehen wir uns jetzt mal genauer an. 

Der Fall der Fälle 

Schauen wir uns zunächst aber mal die Vergangenheit von unserem Yagami genauer an. Bevor er seinen Tätigkeiten als Privatdetektiv nachging, war er ein äußerst renommierter Anwalt. Nachdem er fälschlicherweise aber einen Freispruch für einen Klienten erwirkte, der sich später aber doch wieder mit kriminellen Absichten als Mörder herausstellte, hing er den Job an den Nagel und arbeitete fortan als Detektiv. 

Sein Kumpel und ehemalgier Yakuza Kaito unterstützt ihn dabei und ironischerweise werden auch Fälle von der Kanzlei angenommen, die unseren Yagami damals als Anwalt eingestellt hatte. 

Und hier geht dann der eigentliche Hauptstrang auch schon los. Ihr sollt für die Kanzlei Beweise beschaffen, die die Unschuld eines Yakuza-Captains namens Hamura belegen. Hamura wird beschuldigt der Serienmörder des Viertels zu sein und anderen Yakuza Mitgliedern mittels Eispickel die Augen auszustechen. 

Der Fall nimmt dann aber ein Ausmaß an, das unvorhersehbar ist. Hamura scheint unschuldig zu sein, oder doch nicht? Yagami ist so interessiert diesen Mörder oder sog. “Maulwurf” ausfindig zu machen, dass er sogar ins Kreuzfeuer eines Krieges zwischen unterschiedlichen Yakuza Gruppen gelangt. Die Story nimmt pro Kapitel immer wieder spannende Wendungen, die Yagami mithilfe seines Kumpels Kaito aufdecken muss. Untermalt wird die gute Erzählung auch durch haufenweise cineastische Zwischensequenzen, die die Atmosphäre nochmal verstärken. Solltet ihr neben dem Hauptstrang auch diverse Nebenaufgaben machen wollen, solltet ihr schon etwas mehr als 30 Stunden Spielzeit einplanen. Dank besonders gut geschriebenen Charakteren, die alle über ihre eigenen Motive verfügen, der sehr kühlen und erwachsenen Erzählstruktur der dramatischen Geschichte und den unvorhersehbaren Ereignissen, ist die Hauptstory ein atmosphärischer Leckerbissen für jeden, der Wert auf eine unterhaltsame Handlung legt. 

Recherchieren, beschatten und stellen 

Meistens laufen die einzelnen Fälle immer in einer bestimmten Struktur ab. 

Um in euren Ermittlungen weiterzukommen, müsst ihr eurer Detektivarbeit nachgehen. Ihr bekommt dafür Hinweise und werdet immer wieder zu bestimmten Orten geschickt, die ihr untersuchen müsst. Dazu wechselt das Spiel kurz in die Ego Perspektive und nun müsst ihr den Ort nach möglichen Beweisen untersuchen. Gefundene Beweise werden in eurer Akte notiert und können jederzeit wieder eingesehen werden. 

Neben dem Untersuchen von Tatorten gilt es auch manchmal gewisse Zielpersonen zu beschatten. In einer kurzen Schleichsequenz müsst ihr eurem Ziel unbemerkt hinterherlaufen. Dreht sich die zu beschattende Person dann doch mal um, könnt ihr euch hinter zahlreichen Schildern, Mauern oder in Personengruppen verstecken, um unbemerkt zu bleiben. Manchmal gilt es auch ein Gebäude unbemerkt zu infiltrieren, euch mittels Verkleidung einzuschleusen und Türschlösser im Minispiel zu knacken. 

Seid ihr eurem Ziel dann nähergekommen, könnt ihr die Person mittels eurer gefundenen Beweise verhören. In Konversationen legt ihr die Beweise hervor, die ihr gefunden habt und müsst sinnvoll auswählen, welcher Beweis nun in die momentane Gesprächssituation passt. Habt ihr Erfolg kann es sein, dass der Verdächtige fliehen möchte. In einer cineastischen Verfolgungsjagd gilt es dann die Zielperson zu überwältigen doch Vorsicht – Reaktionen sind auch gefragt, denn es kommt vor, dass ihr in geskripteten Situationen Quicktime Events absolvieren müsst. Das gilt übrigens auch für die ein oder andere Videosequenz, also seid immer auf Quicktime Events gefasst. 

Natürlich läuft nicht jedes Kapitel in genau dieser Reihenfolge ab. Das sind aber die Kernpunkte, die euch in euren Ermittlungen erwarten. Diese Elemente werden auch gekonnt ins Spiel implementiert, denn man weiß nie, wie euer Gegenüber auf euer Verhör reagiert oder wie man an die nötigen Informationen kommt. Besonders anspruchsvoll ist das Ganze zwar nicht, es bereichert aber durchaus das allgemeine Yakuza Gameplay und fügt sich wunderbar in die Detektivarbeit ein. Was die Entscheidungen und die Beweisvorlage in Dialogen betrifft so solltet ihr aber nicht mit einem unterschiedlichen Verlauf der Story rechnen. Wenn ihr mal den falschen Beweis vorlegt oder die falsche Antwort gibt so gliedert euch das Spiel automatisch wieder auf den richtigen Weg. Die Geschichte ist sehr linear erzählt, Abweichungen gibt es nicht. Das tut der Story dank ihrer spannenden Inszenierung aber nicht weh – trotzdem hätte man das Entscheidungssystem auch getrost streichen können, da diese absolut keine Konsequenzen mit sich bringen.

Anmerkung: Die hier verwendeten GIFs repräsentieren nicht die finale Auflösung und FPS. Aufgrund der Dateigröße wurden hier Abstriche in der Qualität des GIFs vernommen.

Yagami weiß sich zu verteidigen 

Gekämpft wird in Judgment auch ordentlich. Der gute Yagami ist nämlich kein einfacher langweiliger Detektiv, sondern hat auch einiges auf dem Kasten und seinen eigenen Kampfstil entwickelt. 

Mittels zwei unterschiedlichen Kampfstilen, die ihr per Knopfdruck wechselt, macht ihr euren Gegnern ordentlich Feuer unterm Hintern und haut drauf los. Anders als im neusten Yakuza Ableger wird hier wieder im Freikampf geprügelt. Mithilfe des blauen Kranich-Stil könnt ihr Gegnergruppen besser bearbeiten, da Yagami hier mehr um sich schlägt und somit in einem größeren Radius trifft. Der rote Tiger-Stil hingegen eignet sich eher für einzelne Gegner, dafür sind die Attacken aber stärker. 

Besondere Hingucker sind aber wieder die EX-Aktionen, mit denen ihr starke Spezialattacken ausführen könnt. Habt ihr mit genügend Treffern die Leiste aufgeladen, könnt ihr unter bestimmten Voraussetzungen die besonders cineastische Attacke ausführen. Die Voraussetzungen dafür können zum Beispiel sein: Einen Wandsprung machen, Gegner im Griff haben oder eine Schaukel in der Nähe haben, die ihr dann gegen eure Gegner schleudert. Auch könnt ihr die Umgebung zu eurem Vorteil nutzen und diverse Mülltonen oder Fahrräder als Waffen verwenden. 

Wer seinen Charakter noch stärker machen möchte, kann zudem das ausführliche Skillsystem nutzen, das euch neue Angriffe ermöglicht oder passive Boni gewährt wie ein schnelleres Aufladen der EX-Leiste oder länger unbemerkt bleiben in Schleichpassagen. Die dafür nötigen Skillpunkte erhaltet ihr für alles was ihr im Spiel macht: Kämpfen, Fälle lösen usw. 

Das Kampfsystem ist auch in Judgment wieder mehr als gelungen und sieht dank der akrobatischen Bewegungen noch sehr cool dabei aus. 

Viel Arbeit für den Detektiv 

Wer nicht der Hauptstory folgt, kann auch diverse Nebenquests angehen. Im Spiel trefft ihr immer wieder auf Personen, die euch um eure Hilfe als Detektiv fragen und euch mit Geld und SP belohnen. Weitere Jobangebote findet ihr in Yagamis Wohnung, seiner ehemaligen Kanzlei und in seiner Stammkneipe. Nicht jeder Job steht euch aber immer zur Verfügung, denn welche Jobs ihr erhalten, kommt auf den Ruf von Yagami an. Um den Ruf zu steigern, gilt es natürlich vorhandene Nebenaufträge abzuschließen oder Freundschaften in ganz Kamurocho zu schmieden. Letztere stellen euch meistens mit belanglosen Mini-Aufgaben auf die Probe wie Essen bewerten oder Fotos machen. Dennoch hilft es eure Freundschaften zu pflegen, da ihr so immer wieder Geschenke von ihnen erhaltet und sie eure EX-Leiste wieder auffüllen. 

Die Nebenaufgaben variieren im Spaßfaktor aber wieder gewaltig. Während die Hauptstory düster und kühl erzählt wird, lassen die Macher in den Nebenaufgaben aber ordentlich ihren Humor spielen. Es gibt Nebenquests, die eine spannende und ernste kleine Geschichte erzählen, dann gibt es aber auch die etwas …. sonderbaren Fälle. Ich meine ihr bewegt euch gerade zu eurem eigentlichen Ziel und plötzlich trefft ihr auf einen seltsam gekleideten Mann mit Glatze, der euch darum bittet, seine Perücke zu jagen. Ja richtig gelesen – in einer rasanten Verfolgungsjagd gilt es dann der vom Wind getriebenen Perücke wie ein Irrer durch die Stadt hinterherzurennen. In einer anderen Quest müsst ihr einen perversen Höschen Dieb fassen, der gerne an getragener Damenunterwäsche schnuppert. Immerhin bringen die besonderen Nebenfälle Humor ins sonst so ernste Dramageschehen und bieten auch die ein oder andere spannende Geschichte. Natürlich liegt es wieder an euch, ob ihr mit dem Humor etwas anfangen könnt oder lieber nur der Hauptstory folgt, die ohnehin schon ordentlich Spielzeit mitbringt. Anders als in der Hauptgeschichte sind die Nebenquests leider nicht vertont und werden durch einzelne teils auch wiederholbare Textpassagen erzählt. Es lohnt sich aber trotzdem mal in die Nebenquests reinzuschauen, da diese durchaus eine andere Richtung auffahren. 

Kamurocho – Romanzen, Essen, Minispiele und mehr 

Selbstverständlich bietet das Rotlichtviertel Kamurocho noch jede Menge andere Beschäftigungen, in denen ihr ordentlich Zeit verbringen könnt. Zwar ist die Open World nicht sonderlich groß, dafür konnten die Entwickler aber jede Menge Details ins Viertel einbringen. 

Hunger könnt ihr beispielsweise an jeder Ecke stillen. Kamurocho bietet jede Menge Essensgelegenheiten und hat eigene Restaurants und Imbisse, in denen ihr schlemmen könnt. Leckeren Kuchen, ein saftiges Steak oder doch lieber einen Hamburger an der Imbissbude um die Ecke? Essensfetischisten steht hier alles offen. So riesig die Auswahl an Gerichten auch ist, leider läuft dies immer nach demselben Schema ab: Gericht auswählen, euren Charakter kurz von hinten beim Essen betrachten, fertig sein. Es ist also egal, was ihr zu euch nehmt, ihr füllt damit immer eure Gesundheit einen Teil auf. Anders sieht es beim Trinken aus, denn der Charakter kann auch betrunken werden und lässt sich dann steuern als wäre er …. nun ja betrunken halt. Ihr wollt geradeaus laufen, Yagami läuft dann aber random einfach rechts oder links. Funfact: Im betrunkenen Zustand gibt es spezielle Angriffe, die ihr nur dann nutzen könnt. 

Wer seine Zeit lieber mit anderen Dingen totschlagen will kann auch diverse Minispiele angehen wie ein Würfelspiel in einer VR Arena, Homeruns beim Baseball schlagen, Drohnenrennen absolvieren oder eine Runde Virtua Fighter 5 spielen. 

Wem das alles zu langweilig ist, kann auch der Liebe nachgehen und per Romanzen eine Beziehung eingehen. Die Single-Damen, die ihr im Viertel trefft, könnt ihr daten und sie mit Geschenken wie Schmuck sogar zu Yagamis Freundin machen. Belohnt werdet ihr dafür zum Beispiel mit einigen kleinen Extra-Stories. 

Das macht Judgment auf PS5 noch besser 

In der ursprünglichen Version aus dem Jahre 2019 wurden einige Dinge kritisiert wie der allgemein plastische Look des Spiels. Glücklicherweise bietet die NextGen Version einige wichtige Verbesserungen, die das ohnehin schon hervorragende Spiel noch besser machen. 

Zum einen wurde die Framerate von 30 FPS auf 60 FPS angehoben und bietet nun ein durchgehend flüssiges Erlebnis. Damit wirken beispielsweise die Kämpfe noch intensiver denn je. Was sich ebenfalls deutlich bemerkbar macht sind die quasi nicht mehr vorhandenen Ladezeiten. Man läuft zwar immernoch viel im Spiel von A nach B, aber dank den schnelleren Ladezeiten wird der Spielfluss nicht mehr so häufig unterbrochen. Gerade in den Cutscenes, die vorher noch mit lästigen Ladezeiten geplagt wurden, erfolgen keine Unterbrechungen mehr. 

Außerdem gibt es auch ein paar Extrainhalte, die aber nicht von so großer Relevanz sind. Ihr bekommt somit keine Story Erweiterung oder ähnliches, sondern eher ein paar Goodies wie zusätzliche Filter für die Kamera oder Dekorationsgegenstände für Yagamis Büro. 

Interessanter sind hingegen auch die grafischen Verbesserungen, an denen ordentlich geschraubt wurde. Die Beleuchtung ist auf PS5 nun wesentlich stimmiger und auch die Auflösung hat man erhöht, wodurch Texturen nun noch schärfer sind, und das düstere, aber detailverliebte Viertel noch realistischer rüberkommen. DualSense Features wie adaptive Trigger oder besonderes haptisches Feedback scheint aber weniger unterstützt zu werden. Der Controller vibriert ein wenig mehr und präziser, aber mehr als einfache Rumble Funktionen sind nicht aufgefallen. 

Leider erhalten Käufer der PS4 Version kein gratis Update auf die NextGen Variante für PlayStation 5. Auch könnt ihr euren Spielstand nicht übernehmen, sondern müsst leider wieder von vorne beginnen. Neueinsteiger bekommen hingegen ein wunderbares Spiel für einen niedrigen und angemessenen Preis. 

 

Fazit 

Judgment ist zwar schon 2 Jahre alt, aber immer noch ein erstklassiges Spiel, das mit seiner düsteren Handlung punktet. Die unzähligen Aktivitäten, denen ihr im überschaubaren Kamurocho nachgehen könnt, bringen darüber hinaus noch mehr Spielspaß und Abwechslung ins Spiel. Auch das Kampfsystem punktet mit unterschiedlichen Stilen und besonderen Spezialattacken. Nebenquests gibt es in Form von Fällen auch, die stellenweise eine humorvollere Richtung einschlagen und nochmal andere Facetten des Spiels in den Fokus rücken. Diese sind mal gut und lustig erzählt, mal ist man aber auch wieder nur Laufbursche für belanglose Aufgaben. Generell ist man zwischen den eigentlichen Ereignissen immer mal wieder in der Stadt unterwegs und muss von A nach B laufen, was ein wenig auf den Spielfluss geht. Wer da aber drüber hinwegsieht, bekommt eine wirklich atmosphärische Story mit viel spannenden Wendungen geboten. Die PS5 Upgrades verbessern das Spiel nochmal und heben die Framerate an, hübschen die Grafik auf und verbessern Ladezeiten, wodurch euch lästiges Laden in den Zwischensequenzen erspart bleibt. 

Wir vergeben daher 8,5/10 möglichen Spiele-wellen. 🌊 

 

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