The Last Oricru entstand bei dem Entwicklerstudio GoldKnights in Kooperation mit der Prime Matter Marke und ist das erste Videospiel des tschechischen Studios. Ziel der Macher war es ein Soulslike zu erschaffen, das sich aber auch mehr auf eine RPG Formel mit vielen Entscheidungen fokussiert, die einen großen Wandel der Story zu Folge haben sollen. Wir haben es bei The Last Oricru also mit einem Soulslike zutun, das gleichzeitig noch mehr Storygewichtung und bekannte RPG-Elemente ins Rennen schickt. Zu ambitioniert oder doch eine gelungene Mischung? Das erfahrt ihr im Test.
Storymix geht nicht immer auf
Dass The Last Oricru wesentlich mehr Story erzählt als seine Souls-Vorbilder, fällt bereits auf den ersten Blick auf. Es gibt sehr viele Dialoge, die euch die Geschichte der Welt und der einzelnen Charaktere näherbringen. Die Dialoge sind allerdings Fluch und Segen zugleich. Während die Handlung dadurch verständlicher wirkt, hapert es aber in der allgemeinen Erzählweise.
In The Last Oricru herrscht ein Völkerkrieg zwischen den herrschenden Naboru und den versklavten Ratkins. Zu Beginn schließt ihr euch zwangsmäßig einer Seite an und kommt ins Gespräch mit diversen Charakteren. Nun zu meiner Aussage von vorhin: Verständlicherweise tragen viele Dialoge für ein allgemein besseres Verständnis und einer größeren Bindung zu den Charakteren bei. Hier ist aber vielleicht der Hauptcharakter, gesteuert durch den Spieler, das Problem. Silver witzelt über vieles und nimmt die Situation nicht ernst, was den Spieler immer wieder aus der Immersion reißt. Dennoch ruft die Ausdrucksweise des Charakters wiederholte Lacher beim Spieler hervor, was zu Kosten der Ernsthaftigkeit kommt, die das Spiel eventuell stellenweise auch rüberbringen möchte. Silver handelt so meist nicht immer, wie man es bei einem laufenden Krieg vielleicht tun sollte und zieht die Handlung somit etwas ins Lächerliche.
Auch das Setting ist etwas wirr. Mal zieht es uns durch mittelalterliche Gebiete wie Schlösser oder Mienen, gleichzeitig spricht unser Hauptcharakter mit einer futuristischen KI und bedient SciFi Terminals, während er eine Art Raumanzug trägt. Zwar hat dies einen Story relevanten Hintergrund, bricht dann aber doch hin- und wieder mit dem Leveldesign.
Ratkins oder Naboru? Eure Entscheidungen zählen
Die Story schwächelt zwar etwas im Writing, dafür kommen aber spannende Entscheidungen zum Tragen, die man nicht immer durchblicken kann. Viele Entscheidungen führen zu neuen Erkenntnissen und Abzweigungen der Handlung. Wie bereits erwähnt beginnt ihr zwar am Anfang an der Hand einer speziellen Fraktion, könnt durch euer Handeln aber mehrfach beeinflussen, ob ihr nicht doch die Seiten wechseln möchtet. Die Entscheidungen gehen von kleinen Abzweigungen bis zu maßgeblichen Auswirkungen auf den Ausgang des Spiels und bringen so einen hohen Wiederspielwert mit.
Im Kern immer noch ein Soulslike
Neben dem stärkeren Fokus auf Geschichte und Entscheidungen haben wir es bei The Last Oricru immer noch mit einem Souslike zu tun. Viele Elemente sind ähnlich: Feste Checkpoints, fallengelassene Erfahrung beim Tod, diverse Charaktereigenschaften wie Stärke oder Vitalität, massig Waffen von Zaubern bis Schwerter, begrenzte Tränke, respawnende Gegner bei Rast und so weiter.
Die Welt ist dabei nicht offen zugänglich, sondern in mehrere kleinere oder größere Level mit verwinkelten Bereichen unterteilt. Eine fehlende Minimap hat zur Folge, dass ihr manchmal öfter nach dem nächsten Ziel sucht. Die relativ überschaubare Questbeschreibung hilft meist nur wenig. Wer sich gut umschaut, entdeckt dann aber doch das ein oder andere Mal ein Item, welches euch bei einer Entscheidung weiterbringt oder neue Möglichkeiten eröffnet.
Das allgemeine Gameplay ist eigentlich nicht so bestrafend wie es die From Software Spiele meist sind. Dennoch macht die Technik dem manchmal einen Strich durch die Rechnung. Stockende Animationen, gelegentliche Framedrops und eine ungenaue Steuerung führen zu unverhofften Toden, gerade bei Bossen.
Das ist schade, da GoldKnights eigentlich darauf abzielte weniger schwer und einsteigerfreundlich zu sein, aber durch Probleme in der Technik dann doch vieles schwerer macht als eigentlich geplant. Davon abgesehen hapert es am allgemeinen Kampfsystem aber nicht. Generell werden jede Menge Waffen und Fähigkeiten geboten, die euch zum Ausprobieren bewegen. Auch skalieren eure Waffen mit den jeweiligen Eigenschaftspunkten, in die ihr investieren könnt: Stärke skaliert mit schweren Waffen, Geschicklichkeit mit schnellen Waffen etc.
Anmerkung: Die hier verwendeten GIFs repräsentieren nicht die finale Auflösung und FPS. Aufgrund der Dateigröße wurden hier Abstriche in der Qualität der GIFs vernommen.
Glänzen im Koop
Wozu sich The Last Oricru aber wirklich lohnt, ist der Koop. Hier zeigt sich das Spiel von seiner Schokoladenseite. The Last Oricru lässt sich komplett mit einem Koop Partner spielen und das online sowie im offline Couch Koop via Splitscreen. Perfekt für Leute, die ihre Kollegen/innen ins Souls-Genre einweihen möchten.
Doch wie funktioniert das Ganze? Hier haben sich die Entwickler besonders auf Balancing konzentriert. Sollte euer Kollege/in joinen, wird er/sie automatisch an das Level des Hauptcharakters angehoben und kann die verfügbaren Skillpunkte investieren, wie es beliebt. Das Inventar wird dabei geteilt – Ausrüstung gibt es weiterhin nur ein Mal und wird nicht gedoppelt. Ihr solltet euch also absprechen, wer welches Item nutzen möchte.
Ebenfalls das Sterben wird so etwas einfacher zu umgehen, da beide Spieler sich gegenseitig wiederbeleben können, ohne dabei wieder am Checkpoint zu spawnen.
Einfluss auf den Geschichtsverlauf hat lediglich der Host des Spiels. Auch Entscheidungen kann nur der Host treffen. Eine gemeinsame Abstimmung gibt es also nur verbal zwischen euch auf der Couch.
Positiv zu erwähnen ist außerdem, dass ihr manche Skills so komplett anders nutzen könnt. Es gibt beispielsweise einen Zauberstrahl, den ihr auf euren Partner wirkt. Positioniert ihr euch so, dass ein Gegner zwischen Strahl und dem zweiten Spieler ist, erleidet er kontinuierlich Schaden. So gibt es jede Menge Vorteile und Kniffe, die lediglich im Koop auf euch warten.
Trotzdem gibt es auch hier ein paar technische Eigenheiten – so hat auf PS5 das Invertieren der Kamera nur bedingt funktioniert. Mein Partner hat die Y-Achse invertiert und das Spiel hat dann meinen Charakter anstatt den des zweiten Spielers angepasst.
Fazit
The Last Oricru möchte vieles anders machen, scheitert stellenweise aber leider an der Umsetzung. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht ganz so hoch wie in anderen Soulslike Spielen, wird aber durch viele technische Eigenheiten wie Framedrops etc negativ geprägt.
Auch die Handlung wirkt aufgrund des seltsamen Protagonisten ein wenig bizarr.
Während das Gameplay ein wenig sperrig ist und auch die Handlung auf den ersten Blick zu Wünschen übriglässt, hauen die spannenden Entscheidungen und unterschiedliche Wege das Spiel zu spielen vieles wieder raus. Manche Auswirkungen sind nicht immer vorhersehbar, was die Entscheidungsmöglichkeiten durchaus spannend machen.
Glänzen tut das Spiel im Koop Modus. Online oder Offline per Splitscreen ist das komplette Spiel spielbar. So können gemeinsame Kämpfe im Soulslike Manier bestritten werden.
Wir vergeben 7/10 möglichen Spiele Wellen. 🌊